Warum spricht niemand über Blasenschwäche in der Schwangerschaft?
Sie freuen sich auf Ihr Baby, aber plötzlich taucht ein Problem auf, über das niemand spricht: Blasenschwäche. Ja, Sie haben richtig gelesen. Während Sie sich auf die Geburt vorbereiten, kann es passieren, dass Ihr Körper sich plötzlich anders verhält – und dabei geht es auch um Ihre Blase. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein. Blasenschwäche betrifft viele Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt. Das Beste: Sie können etwas dagegen tun!
Blasenschwäche in der Schwangerschaft – Normal oder alarmierend?
Sie fragen sich, ob es normal ist, dass Sie plötzlich nicht mehr so viel Kontrolle über Ihre Blase haben, wenn Sie husten, lachen oder einfach nur den Bus erwischen wollen? Ja, es ist normal, aber es kann Sie frustrieren. Während der Schwangerschaft spielt Ihr Hormonhaushalt verrückt, und das Gewicht Ihres Babys drückt zusätzlich auf die Blase. Über 30 % der Schwangeren erleben Belastungsinkontinenz – also unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Anstrengung.
Aber warum spricht niemand darüber? Weil es irgendwie peinlich ist? Falsch! Es ist an der Zeit, dieses Thema offen anzusprechen. Ihr Körper leistet Unglaubliches, also darf er auch mal Unterstützung brauchen.
Warum passiert das? Und wann hört es endlich auf?
Die Schuldigen heißen Hormone und Druck. Während der Schwangerschaft lockern Hormone wie Progesteron und Relaxin Ihre Beckenbodenmuskulatur, um Platz für das Baby zu schaffen. Aber das hat auch seinen Preis: Die Muskeln, die Ihre Blase kontrollieren, sind geschwächt. Und dann wäre da noch der Druck: Ihr wachsendes Baby nimmt ordentlich Raum ein und drückt auf Ihre Blase. Da kann es schon mal vorkommen, dass Sie beim Niesen plötzlich einen kleinen „Unfall“ haben.
Wann hört das auf? Gute Frage! Manchmal direkt nach der Geburt, aber leider kann die Blasenschwäche auch noch eine Weile nach der Schwangerschaft bestehen. Bis zu 60 % der Frauen berichten über Inkontinenzprobleme in den Monaten nach der Geburt.
Wie macht sich eine Blasenschwäche in der Schwangerschaft bemerkbar?
Blasenschwäche in der Schwangerschaft äußert sich in verschiedenen Formen, abhängig von der Ursache und der individuellen körperlichen Verfassung. Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz, die durch den Druck des wachsenden Babys und hormonelle Veränderungen ausgelöst wird. Hier sind die wichtigsten Symptome, die auf eine Blasenschwäche während der Schwangerschaft hinweisen:
Unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Anstrengung
Frauen verlieren oft unkontrolliert Urin bei:
- Husten
- Niesen
- Lachen
- Heben von schweren Gegenständen
- Sportlichen Aktivitäten
Dieser Urinverlust ist auf den erhöhten Druck im Bauchraum zurückzuführen, der die Blase zusätzlich belastet.
Erhöhter Harndrang
Viele Schwangere berichten von einem häufigeren Harndrang, insbesondere in den späteren Phasen der Schwangerschaft. Das wachsende Baby übt Druck auf die Blase aus, was dazu führt, dass diese weniger Urin speichern kann. Manchmal tritt der Harndrang auch plötzlich auf und es bleibt wenig Zeit, um die Toilette zu erreichen.
Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung
Ein weiteres Symptom kann das Gefühl sein, dass die Blase nicht vollständig geleert wurde, auch nachdem man auf der Toilette war. Dies wird oft durch die veränderte Lage der Blase und den Druck des Babys verursacht.
Unkontrollierter Urinverlust bei Positionswechsel
Manche Frauen erleben einen Urinverlust beim Aufstehen aus dem Sitzen, Umdrehen im Bett oder bei anderen schnellen Bewegungen, da der Druck auf die Blase in diesen Momenten abrupt ansteigt.
Schwächung des Beckenbodens
Hormonelle Veränderungen lockern das Gewebe und die Muskeln, insbesondere den Beckenboden, was die Kontrolle über die Blase beeinträchtigen kann. Dies äußert sich besonders beim unwillkürlichen Urinverlust bei Belastung.
Ursachen:
Die Hauptursachen für Blasenschwäche während der Schwangerschaft sind:
- Hormonelle Veränderungen: Hormone wie Progesteron und Relaxin lockern das Gewebe, um Platz für das wachsende Baby zu schaffen. Dadurch wird der Beckenboden geschwächt.
- Mechanischer Druck: Das Gewicht des Babys übt Druck auf die Blase aus, was das Speichervolumen der Blase reduziert und häufiger zu Harndrang führt.
Was passiert nach der Schwangerschaft? Warum hört die Inkontinenz nicht einfach auf?
Hier kommt der Schock: Nur weil Ihr Baby nicht mehr mechanisch auf die Blase drückt, bedeutet das nicht, dass Ihre Blase sofort wieder voll funktionsfähig ist. Postpartale Inkontinenz ist ein echtes Thema. Nach der Geburt braucht Ihr Beckenboden Zeit, um sich zu erholen – besonders wenn Sie eine vaginale Geburt hatten oder Geburtsverletzungen, die Muskeln zusätzlich geschwächt haben.
Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass Sie für immer mit Blasenschwäche leben müssen. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihren Beckenboden wieder zu stärken.
In der akuten Zeit, in der Sie unter einem unkontrollierten Urinverlust leiden, erleichtern Ihnen gezielte Hilfsmittel den Alltag. Besonders hilfreich sind Inkontinenzeinlagen, da diese disrket, saugfähig und von außen nicht sichtbar sind. Da Feuchtigkeit zu Hautirritationen im Intimbereich führen können, ist eine spezielle und konsequente Hautpflege essenziell. Gerade für unterwegs können Feuchttücher eine hilfreiche Pflege darstellen. Diese können Sie unkompliziert in Ihrer Tasche verstauen.
Wie können Sie Blasenschwäche vorbeugen – während und nach der Schwangerschaft?
Zum Glück gibt es Wege, wie Sie Ihr Risiko für Blasenschwäche in der Schwangerschaft und danach reduzieren können. Hier einige Tipps, die wirklich helfen:
1. Warum ist das Beckenbodentraining der Gamechanger?
- Lassen Sie uns über den wahren Helden in dieser Geschichte sprechen: das Beckenbodentraining. Ein starkes Beckenbodentraining kann Wunder wirken, um Ihre Blase (und Ihren Stolz) zurückzugewinnen. Studien zeigen, dass regelmäßiges Training des Beckenbodens das Risiko von Inkontinenz nach der Geburt erheblich senken kann. Und ja, das bedeutet, dass Sie wahrscheinlich öfter "Kegel-Übungen" machen werden, als Ihnen lieb ist. Übrigens: Viele Frauen beginnen erst nach der Geburt mit dem Beckenbodentraining. Wenn Sie jedoch bereits in der Schwangerschaft damit anfangen, haben Sie einen echten Vorsprung. Der Effekt? Sie sind schneller wieder „im Rennen“, und das Risiko für langfristige Probleme reduziert sich drastisch.
2. Achtung bei schwerem Heben
Schweres Heben während der Schwangerschaft sollte vorsichtig angegangen werden, da es das Risiko von Verletzungen, Rückenschmerzen und im schlimmsten Fall Komplikationen für die Schwangerschaft erhöhen kann. Aber ab wann gilt ein Gewicht als "schwer" oder "zu schwer"?
Allgemeine Empfehlungen:- Leichte Lasten (bis zu 5 kg) gelten in der Regel als unproblematisch, solange keine gesundheitlichen Einschränkungen bestehen und die Hebetechnik korrekt angewendet wird.
- Mittlere Lasten (etwa 5-10 kg) können in den frühen Phasen der Schwangerschaft oft noch ohne große Probleme getragen werden, sollten jedoch im Verlauf der Schwangerschaft – insbesondere im dritten Trimester – vermieden oder reduziert werden.
- Schwere Lasten (über 10 kg) sollten vermieden werden, da dies den Druck auf den Beckenboden und die Rückenmuskulatur stark erhöht. Besonders im letzten Trimester kann das Heben von schweren Gewichten das Risiko für Rückenschmerzen, Beckenbodenprobleme und sogar vorzeitige Wehen erhöhen.
Faktoren, die bestimmen, ob ein Gewicht "zu schwer" ist:
- Schwangerschaftsphase: In der frühen Schwangerschaft sind viele Frauen noch in der Lage, mehr zu tragen, aber im zweiten und dritten Trimester, wenn der Bauch wächst und der Beckenboden mehr belastet wird, sollte das Heben schwerer Lasten reduziert werden.
- Körperliche Fitness: Frauen, die regelmäßig Sport treiben und in guter körperlicher Verfassung sind, können in der Regel etwas mehr heben, sollten aber auch auf Warnzeichen wie Schmerzen oder Unwohlsein achten.
- Hebetechnik: Das korrekte Heben aus den Beinen (nicht aus dem Rücken) ist wichtig, um Verletzungen zu vermeiden.
- Vorbestehende Probleme: Frauen mit Vorgeschichte von Rückenschmerzen oder anderen gesundheitlichen Problemen sollten besonders vorsichtig sein und Lasten so gering wie möglich halten.
3. Wie beeinflusst die Art der Entbindung eine mögliche Blasenschwäche?
Die Art der Geburt – ob vaginal oder per Kaiserschnitt – kann einen erheblichen Einfluss auf das Risiko einer Blasenschwäche (Harninkontinenz) nach der Entbindung haben. Beide Geburtsmethoden bringen unterschiedliche Risiken mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Belastung des Beckenbodens und der Blase. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Unterschiede:
Vaginale Geburt und Blasenschwäche
Bei einer vaginalen Geburt ist das Risiko für Blasenschwäche im Vergleich zu einem Kaiserschnitt höher, da der Beckenboden, die Muskeln und Nerven im Beckenbereich stärker belastet werden. Folgende Faktoren tragen dazu bei:
- Druck auf den Beckenboden: Während der Geburt muss der Beckenboden enormen Druck aushalten, was zu einer Überdehnung oder Verletzung der Muskulatur führen kann. Dies erhöht das Risiko für Belastungsinkontinenz, insbesondere bei wiederholten oder schwierigen Geburten.
- Geburtsverletzungen: Dammrisse oder -schnitte (Episiotomien) sowie instrumentelle Entbindungen (z. B. Zangen- oder Saugglockengeburt) können das Gewebe und die Nerven im Beckenbereich zusätzlich schädigen.
- Schwächung der Nerven: Der Druck des Babys auf die Blase und die umliegenden Nerven während der Geburt kann zu einer vorübergehenden oder langfristigen Schwächung der Nerven führen, die für die Blasenkontrolle verantwortlich sind.
Studien zeigen, dass etwa 30-50 % der Frauen nach einer vaginalen Geburt an temporärer Blasenschwäche leiden. Bei vielen bessern sich die Symptome innerhalb der ersten Monate, insbesondere mit gezieltem Beckenbodentraining. Für einige Frauen bleibt die Blasenschwäche jedoch langfristig bestehen, insbesondere nach mehreren Geburten oder bei schwerwiegenden Beckenbodenverletzungen.
Kaiserschnitt und Blasenschwäche
Frauen, die per Kaiserschnitt entbinden, haben in der Regel ein geringeres Risiko für eine postpartale Blasenschwäche, da der Beckenboden während der Geburt weniger belastet wird. Dennoch gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:
- Verminderte Beckenbodenbelastung: Da der Kaiserschnitt den Beckenboden umgeht, besteht weniger Risiko für Verletzungen oder Überdehnung, was das Risiko für Blasenschwäche verringert.
- Spätere Inkontinenzrisiken: Auch wenn Kaiserschnitte kurzfristig das Risiko für Inkontinenz reduzieren, gibt es Hinweise darauf, dass langfristig andere Faktoren wie Narbenbildung oder Veränderungen der Bauchmuskulatur zu Problemen führen können. Darüber hinaus schützt ein Kaiserschnitt nicht vollständig vor Inkontinenz, da auch Schwangerschaft selbst eine erhebliche Belastung für den Beckenboden darstellt.
Laut Studien liegt das Risiko für Blasenschwäche nach einem Kaiserschnitt bei etwa 10-20 %, also deutlich niedriger als bei vaginalen Geburten.
Wir reden über Blasenschwäche in der Schwangerschaft und brechen ein gesellschaftliches Tabu
Vielleicht haben Sie das Gefühl, dass niemand darüber redet – und das stimmt! Blasenschwäche ist ein Tabuthema, weil viele Frauen sich dafür schämen. Aber das muss aufhören! Es ist an der Zeit, dieses Thema in den Vordergrund zu rücken. Schließlich betrifft es Millionen Frauen weltweit – und es gibt keinen Grund, das zu verstecken. Sie sind stark, Ihr Körper ist stark, und manchmal braucht auch Ihr Körper eine Pause.
Warum empfinden viele Frauen Scham?
- Tabuisierung des Themas: In vielen Gesellschaften wird über Blasenschwäche oder Inkontinenz nicht offen gesprochen. Es gilt als ein Problem, das eher ältere Menschen betrifft, was dazu führt, dass junge Frauen sich unwohl fühlen, wenn sie damit konfrontiert werden.
- Gesellschaftliche Erwartungen: Schwangere Frauen werden oft als stark und „blühend“ dargestellt, was dazu führen kann, dass körperliche Probleme wie Blasenschwäche als Schwäche empfunden werden. Viele Frauen wollen nicht zugeben, dass sie mit dieser Art von Herausforderung kämpfen, weil sie das Gefühl haben, den gesellschaftlichen Erwartungen an die Schwangerschaft nicht zu entsprechen.
- Peinliche Momente: Situationen wie unkontrollierter Urinverlust in der Öffentlichkeit, beim Lachen, Husten oder Niesen können dazu führen, dass Frauen sich zurückziehen und versuchen, diese Probleme zu verbergen. Dies kann zu sozialer Isolation und einem Gefühl der Scham führen.
Das Schamgefühl kann dazu führen, dass Frauen zögern, über ihre Blasenschwäche zu sprechen oder Hilfe zu suchen. Oft wird das Problem verschwiegen oder heruntergespielt, obwohl es behandelbare Lösungen gibt. Dies kann nicht nur die Lebensqualität einschränken, sondern auch den Heilungsprozess verzögern, da effektive Maßnahmen, wie Beckenbodentraining, nicht frühzeitig eingesetzt werden.
Wie können Sie mit dem Schamgefühl umgehen?
- Offenheit schaffen: Es ist wichtig, zu wissen, dass Sie nicht allein sind. Viele Frauen haben während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ähnliche Erfahrungen. Indem Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme sprechen, können Sie das Thema normalisieren und geeignete Hilfen in Anspruch nehmen.
- Beckenbodentraining: Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Blasenschwäche ist Beckenbodentraining. Dies stärkt die Muskulatur und kann das Selbstvertrauen in die eigene Körperkontrolle zurückgeben.
- Aufklärung und Austausch: Der Austausch mit anderen Frauen in ähnlichen Situationen – sei es in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren – kann helfen, das Schamgefühl zu überwinden und Unterstützung zu finden. Auch Aufklärung über die Häufigkeit des Problems und die biologischen Gründe dahinter kann helfen, die Scham zu verringern.
Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner?
Eine Blasenschwäche ist ein besonders sensibles Thema, vor allem dann, wenn es junge Frauen in der Schwangerschaft betrifft. Neben all der körperlichen Veränderung, eine große Belastung für viele Frauen. Daher ist es von Bedeutung, einen fachlichen und einfühlsamen Ansprechpartner an der Seite zu haben. Zu den Fachpersonen gehören folgende Berufsgruppen:
Gynäkologe/ Frauenarzt
Dein erster Ansprechpartner bei Blasenschwäche in der Schwangerschaft sollte dein Gynäkologe oder Frauenarzt sein. Sie können deine Symptome einschätzen, sicherstellen, dass es keine schwerwiegenderen Ursachen gibt, und dir gezielte Empfehlungen für Behandlungen und Präventionsmaßnahmen geben. Sie können dich auch zu weiteren Spezialisten überweisen, wenn es nötig ist.
Urologe
Ein Urologe ist auf Erkrankungen des Harntrakts spezialisiert und kann dir bei Blasenschwäche während der Schwangerschaft gezielt weiterhelfen. Sie können eine genauere Diagnose stellen und herausfinden, ob es anatomische Ursachen oder Funktionsstörungen der Blase gibt, die behandelt werden müssen.
Hebamme
Hebammen sind häufig sehr gut über typische Probleme in der Schwangerschaft, einschließlich Blasenschwäche, informiert. Sie können dir nicht nur unterstützende Maßnahmen wie Beckenbodentraining empfehlen, sondern auch natürliche Ansätze oder Atemtechniken zur Verbesserung deiner Blasenkontrolle vorschlagen.
Physiotherapeut für Beckenbodentraining
Ein Physiotherapeut, der sich auf Beckenbodentraining spezialisiert hat, kann eine große Unterstützung sein. Sie können dir gezielte Übungen zeigen, um die Muskulatur im Beckenboden zu stärken und so die Kontrolle über die Blase zu verbessern. Physiotherapie kann sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt helfen, Blasenschwäche effektiv zu behandeln.
Hausarzt
Auch der Hausarzt kann bei leichter Blasenschwäche ein erster Ansprechpartner sein. Sie können allgemeine Gesundheitstipps geben und dich gegebenenfalls zu einem Facharzt wie einem Urologen oder Gynäkologen überweisen. Außerdem ist der Hausarzt meist der erste Ansprechpartner für Gesundheitsfragen. Meist ist das Vertrauensverhältnis ihm gegenüber am größten.